Johann Uudolf Schmid Freiherr von Schwarzcnhorn Johann Rudolf Schund Freiherr von Kchwarzenhorn _ . - -- Nachrichten über sein Leben und Wirken Auf's Neue zusammengestellt von Weodor Wetter Frauenseld I, Huber's Verlag Frauenseld 1890 I. Hubers Buchdruckerei ms sinkende Mittelalter, das die Menschheit in eine so glänzende Periode der Erfindungen und Entdeckungen hinüberleitete, hatte derselben auch ein Erbe hinterlassen, an welchem sie aus lange hinaus schwer tragen sollte. Schon im 14. Jahrhundert hatte sich im Osten eine Macht erhoben, der das gebrechliche Byzantinerreich keinen Damm entgegenzustellen vermochte; mit gewaltiger Flut brach sie über die Balkanhalbinsel herein, so daß selbst das herrliche Konstantinopel vergeblich sich ihrer zu erwehren suchte. Fünfzig Tage lang trotzte es den Stürmen der türkischen Heerschaaren, bis es am 29. Mai 1453 unter der Uebermacht fiel, um — wie es den Anschein hatte — auf ewig für abendländische Kultur und für das Christentum verloren zu sein. Die Sophienkirche wurde zur mohamedanischen Moschee, an Stelle des christlichen Kreuzes erglänzte der türkische Halbmond. Umsonst suchten die Führer der Kirche das Feuer des Religionseifers gegen die heidnischen Eindringlinge anzufachen, vergeblich predigten begeisterte Priester den Kreuzzug gegen den Islam: fast überall blieb die Christenheit kalt und teilnahmlos, sofern ihr nicht direkte Gefahr 6 drohte. Saßen friedliche Herrscher auf dem neuerrichteten Throne zu Konstantinopel, so durften sie sich meist ungestört ihres unrechtmäßigen Besitzes freuen, während kriegerische Sultane mit ihren Heeren immer weiter nach dem zivilisirten Westen vorrückten. Einer der mutigsten und tatkräftigsten, Sultan Soliman der Prächtige, erschien sogar vor den Mauern Wiens (1529), und nur der Heldenmut der Besatzung dieser Kaiserstadt rettete das christliche Abendland vor türkischer Knechtschaft. Hierauf dehnte Soliman seine Macht in Asien und Nordafrika aus, ja selbst Unter-Italien bedrohte er (im Bunde mit Franz I. von Frankreich), und in den letzten Tagen seines ereignißvollen Lebens (1566) schreckte der kriegslustige Greis noch einmal Westen, indem er die Festung Szigeth an der Theiß einnahm, trotz der glänzenden Vertheidigung durch den hochherzigen Zriny. War auch die Gefahr für unsere Gegenden damals keine unmittelbare, so hatte doch die Schreckenskunde von der Furchtbarkeit der türkischen Eroberer und ihrer Schaaren auch bei uns Kummer und Sorge verbreitet, und allerorts ging man ernstlich in sich, um auf dieses Strafgericht Gottes vorbereitet zu sein. Von den Kanzeln ertönte der Ruf zur Buße, damit Gott dem Vordringen der Heiden Einhalt gebieten möge; Gebete stiegen empor um gnädige Bewahrung vor dem schrecklichen Feinde; Flugschriften forderten zur Besserung des Lebenswandels auf, damit der Zorn des Höchsten nicht länger über die leidende Christenheit sich ergieße. So verkündet ein im Jahre 1572 in St. Gallen gedruckter „Christlicher Trostspruch wider den Türken" * schon auf seinem Titelblatte: 7 Ungrechtigkeit, Sllnd, Laster, Schand Treibt den Türken zu uns in's Land, und weist den sündigen Menschen den Weg, der sie zur Ruhe und Sicherheit führen werde: Man thut jetzt allenthalben sagen: Ach Gott! wär nur der Tllrk erschlagen! Erkenn Dich selbs, wahre Büß würk, Gott send't Dir Hilf wider den Türk'; Zur Hilf ist er allzeit bereit, Wie dies Büchlein fein kurz anzeigt. Während die deutschen Lande von den Schrecknissen des dreißigjährigen Krieges heimgesucht wurden, schlummerte die Gefahr im Osten; aber unter der Asche glimmte es rastlos fort, und in gewaltigen Flammen schlug das Feuer an der Donau bald wieder empor, als im Herzen Deutschlands der langersehnte Friede eingekehrt war. Auch dem Uneingeweihten wurde es klar, daß nur mit außergewöhnlicher List und Kunst Ausbrüche des türkischen Fanatismus hatten zurückgehalten werden können, während das Innere des deutschen Reiches vom Schlachtgetöse widerhallt hatte, und dankbar gedachte man nun der Männer, deren diplomatischer Gewandtheit es gelungen war, durch geschickte Züge einen Gegner in Schach zu halten, dessen Vorrücken gerade in jenen Jahrzehnten unabsehbares Unglück über die westeuropäische Kultur hätte bringen müssen. Unter den Staatsmännern, welche in jenen gefahrvollen Zeiten den schwierigen Verkehr zwischen Oesterreich und der Pforte vermittelten, nimmt ein Schweizer, Johann Rudolf Schmid von Stein am Rhein, eine angesehene Stellung ein, und er hat es reichlich verdient, daß im drei- hundertsten Jahre nach seiner Geburt vor seinen Mitbürgern und Landsleuten das Bild seines merkwürdigen Lebens und seines segensreichen Wirkens wiederum entrollt werde. Wer von der Rheinbrücke her die malerische Stadt Stein betritt, findet auf dem altertümlichen Marktplatze zur linken Hand zwei Häuser, die „vordere Krone" und den „Ochsen", welche durch ihre originellen Freskomalereien die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Etwas weiter unten in derselben Reihe, als Eckhaus eines Seitengäßchens, steht das Haus „zum schwarzen Horn," in welchem im April 1590 Johann Rudolf Schmid geboren wurde. Mauern und Jnnenräume mögen seit dreihundert Jahren nur wenig verändert worden sein; wohl aber sind der äußere und der innere Schmuck verschwunden, welche zweifellos auch dieses Gebäude vor Zeiten geziert haben. Denn es war das Eigentum eines begüterten und angesehenen Mannes. Die Familie Schmid zählte zur Aristokratie der Stadt; Kaiser Karl V. hatte ihr Adel und Wappen verliehen^, und Felix Schmid, der Vater unseres Johann Rudolf, war Mitglied des Rates, Seckelmeister und längere Zeit auch Stadthauptmann. Außerhalb des engen Kreises seiner Vaterstadt muß Felix Schmid ebenfalls nicht unbedeutendes Ansehen genossen haben. In vierter Ehe führte er Elisabetha Hürus, die Tochter des Konstanzer Patriziers und Rathsherrn Onuphrius Hürus, heim, und den vierten Sohn, den diese ihm gebar, hob Graf Rudolf von Sulz, Landgraf im Klett- gau, am 21. April 1590 aus der Taufe (Pathin war Frau Anna Lewerer). — Seiner Stellung als Ratsmitglied mochte er es zu verdanken haben, daß ein eingewanderter böhmischer Schulmeister, Johann Nussigk aus Jglau, seiner 1581 in St. Gallen gedruckten Dichtung eine Widmung „Zu Ehren dem Ehrendesten, Fürnemmen und Weysen Herrn Felix Schund" voransetzte? Indessen scheint Unternehmungslust den reichen und geehrten Mann zu Falle gebracht zu haben. Neben seinen Gütern zu Stammheim übernahm er von dem schon genannten Grafen von Sulz den Hammer Jssenbach^ im Klettgau, verwendete sehr viel auf den Betrieb dieses Bergwerkes, und starb im Jahre 1598, indem er seiner vierten Gemahlin und seinen vierzehn Kindern (zehn Söhnen und vier Töchtern) nur noch geringe Mittel hinterließ. Im Hause zum schwarzen Horn zogen Kummer und Sorge ein; doch wurde die Mutter, die nach dem Tode des Gatten noch 33 Jahre lebte (sie starb 1631), bei der Erziehung der Kinderschaar durch Verwandte unterstützt. Johann Rudolf wurde zur Schule geschickt; bald aber wurde es offenbar, daß er besondere Anlagen zum Zeichnen besitze, worin er es ohne Anleitung sehr weit gebracht haben soll. Mutter und Verwandte bestimmten ihn daher für den Beruf eines Malers oder Goldschmids. Ob hiezu Schritte gethan wurden, ist unbekannt, da die teilweise sehr abenteuerlichen Geschichten über Schmid's Jugend sich vielfach widersprechen. Ein unerwartetes Ereigniß brachte ihn in seinem zwölften Jahre auf andere Bahnen. Ein vornehmer österreichischer Offizier, der ihn hatte zeichnen sehen, erwirkte sich die Erlaubniß, den talentvollen Knaben mit sich nehmen zu dürfen. Die Beiden begaben sich zunächst nach Verona, wo Schmid in der Malerei und in den schönen Wissen- schaften unterrichtet wurde. Er lernte die italienische Sprache vollkommen und soll sich auch mit Poesie beschäftigt haben. Nach vierjährigem Aufenthalte zogen Beschützer und Schützling nach Dalmatien, von wo der Türkenkrieg sie nach Ungarn rief. Vor einer Schlacht setzte der Offizier für den Fall seines Todes seinen jungen Freund zum Erben ein; aber Schmid, dessen Wohltäter wirklich fiel, konnte sich des Vermächtnisses nicht erfreuen: er geriet in die Hände der Türken und wurde als Gefangener nach Konstantinopel gebracht. Als Sklave eines Vornehmen konnte sich Schmid durch seine Kenntnisse und seinen Verstand bald eine bessere Lage verschaffen; er wurde als Dolmetscher verwendet und lernte in dieser Eigenschaft 1624 den kaiserlichen Botschafter Cäsar Gallen kennen, der ihn schätzte und ihn seinem Nachfolger, dem Freiherrn von Kurz, empfahl. Dieser bewirkte den Loskauf des Gefangenen, welcher nun in Wien als Kenner des Türkischen gute Dienste leisten konnte. Mit der Zeit erlangte Schmid einen gründlichen Einblick in die geheimsten Absichten der Höfe von Wien und Konstantinopel, und Kaiser Ferdinand II. schenkte ihm so großes Vertrauen, daß er ihn wiederholt zu Botschaften an die türkischen Statthalter in Ofen und Temesvar verwendete. Im Jahre 1627 hatte er sogar eine Mission an Sultan Murad IV. selbst auszurichten, nachdem dieser den Friedensvertrag gebrochen hatte. Schon zwei Jahre später erfolgte Schmid's Ernennung zum kaiserlichen Rate und Residenten bei der ottomanischen Pforte. Am 24. Juli 1629 hatte Herr von Kufstein, welcher reiche Geschenke nach Konstantinopel überbracht hatte 11 und dem der Abschluß eines neuen, fünfundzwanzigjährigen Friedens gelungen war, seine Abschiedsaudienz beim Sultan, wobei er ihm Johann Rudolf Schmid an Stelle des abberufenen Sebastian Lustrier vorstellte. Leider fehlen Einzelnachrichten über das Wirken unseres Landsmannes an der Pforte; aber alle Geschichtswerke loben übereinstimmend das große Geschick, mit welchem Schmid es verstanden, im Osten den so nothwendigen Frieden zu erhalten. Fünfzehn Jahre lang bekleidete er unter den schwierigsten Verhältnissen das wichtige Amt, „ungescheut einiger Leib- und Lebensgefahr, und mit sonderbarer gebrauchter guter Dexterität, Bescheidenheit, Behutsamkeit und Vorsichtigkeit," wie ein kaiserliches Schreiben rühmt? Auf seinen Wunsch erfolgte 1644 oder 1645 seine Enthebung, worauf er nach Wien zurückkehrte. Die hervorragenden Dienste, welche Schmid geleistet hatte, fanden ihre besondere Anerkennung darin, daß ihm Kaiser Ferdinand III. am 5. Mai 1647 den Adelsbrief seiner Familie erneuerte und ihm und seinen Nachkommen gestattete, „sie mögen sich nennen eintweder Schmidt zum Schwarzenhorn oder aber auch, so es ihnen beliebt, mit Auslassung des Namens Schmidt allein die von Schwarzenhorn." Dem alten Familienwappen (schwarzes Jagdhorn mit roter Schnur im goldenen Felde) wurde der römische Reichsadler mit Schwert nebst dem türkischen Greifen mit Halbmond und Säbel hinzugefügt. Inzwischen war Schmid auch zum Hofkriegsrat und „Waldmeister im Erzherzogtum Oesterreich unter der Enz" ernannt worden; doch schon das Jahr 1649 sieht ihn abermals in diplomatischer Tätigkeit. Mohamed IV. hatte 12 den Tron bestiegen, eine' Veränderung der Politik war zu befürchten, und da war es bei der damaligen Weltlage für Oesterreich äußerst wichtig, auf's Neue sich Friedensversicherungen von der Pforte geben zu lasten. Keiner war geeigneter, die Unterhandlungen zu führen, als Freiherr Schmid von Schwarzenhorn. Ende März 1649 verließ er Wien und erreichte nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten am 1. Juli in Konstantinopel die Unterzeichnung einer Urkunde, welche den Frieden auf 22^/s Jahre verlängerte. Innerhalb zehn Monaten sollte der Vertrag auch in Wien unterschrieben und nebst Ehrengeschenken im Werte von nicht über 40,000 Gulden an die Pforte zurückgebracht werden. Schmid's Ansehen am goldenen Horn muß bedeutend gewesen sein, denn bei Anlaß dieser Mission mischte er sich auch in die Verhandlungen, die zwischen der Türkei und Venedig stattfanden, und wußte Spanien Einfluß auf die schwebende Frage zu verschaffen? — Als der Freiherr am 19. September in Begleitung eines türkischen Gesandten mit der frohen Botschaft nach Wien zurückkehrte, wurde ihm ein glänzender Empfang zu Teil. Unter dem Schalle von Pauken und Trompeten ritten ihm drei Kompagnien Hof-Offiziere mit ihren Bedienten, zwei Kompagnien des Stadtrates, Kaufleute und vornehme Bürger unter der Anführung des Bürgermeisters zwei Meilen weit entgegen und die übrige Bürgerschaft stand im Gewehr. Die Freude war allgemein, und Freiherr Schmid von Schwarzenhorn, der den Gipfel seines Ruhmes erreicht zu haben glaubte, wünschte sich in die Stille des Privatlebens zurückzuziehen, als der Kaiser in einem äußerst huldvollen Schreiben ihn aufforderte, auch der Ueberbringer der rati- 13 fizirten Friedensurkunde, sowie der für den Sultan bestimmten Geschenke zu sein. Schmid erfüllte natürlich den ehrenden Wunsch seines Herrn, und da er mit den Gebräuchen * in der Türkei vertraut war, ließ er es sich angelegen sein, auch durch sein äußeres Auftreten imposant zu erscheinen. Er wählte sich persönlich sein Gefolge aus, das aus nicht weniger als 130 Personen bestand. Entsprechende Sorgfalt wurde auf die Geschenke verwendet. Der Sultan erhielt einen silbernen Tisch, zwei silberne Schwenkkessel, sechs ' silberne Leuchter, sechs weiß getriebene Schalen, sechs Kaffee- krüge, sechs durchbrochene Rauchfässer, 48 große Schüsseln und Teller, zwölf kleine silberne Uhren und eine große, ^ zwei vergoldete Gießbecken und Kannen, zwei Kredenzschalen und mehrere andere Gegenstände aus Edelmetall; für die Minister wurden ebenfalls reichliche Gaben bestimmt, und überdies hatte Schmid noch eine bedeutende Summe zur Verfügung, die er nach Gutfinden verwenden konnte. Nachdem schon am 14. April der Fürstbischof von Wien zu Ehren des Gesandten ein glänzendes Gastmahl gegeben hatte, zu dem auch der Kaiser mit dem Hofe erschien, bei welcher Gelegenheit dem Volke hundert Eimer Wein öffentlich * ausgeschenkt wurden, verzögerte sich die Abreise gewisser Bedingungen wegen, die von türkischer Seite zu erfüllen waren, noch bis zum Herbste. Sonntags den 30. Oktober 1650 fuhr der Freiherr mit 13 Schiffen und 160 Personen von Wien ab. Ohne Unfall erreichte er den Ort seiner Bestimmung und fand als Ueber- bringer so wertvoller Geschenke natürlich freundliche Aufnahme; gleichwohl bedurfte es mehrerer Monate, bis alle Geschäfte abgewickelt waren und Schmid die Rückreise antreten 14 konnte. Am 20. Mai 1651 traf er wieder in Wien ein, wo nicht nur der Kaiser der trefflichen Ausführung der Botschaft das höchste Lob zu Teil werden ließ, sondern auch das Volk in ihm den großen Wohltäter und Erretter des Reiches sah. Der Freiherr selbst brachte schöne Pferde, kostbare Teppiche und andere Seltenheiten mit nach Hause, von denen er viel an seine Freunde verschenkte. Der Ruhm des gewandten Diplomaten war inzwischen bis nach Stein a/RH. gedrungen, und mit Stolz erinnerte man sich, daß der hochgestellte Mann Bürger der bescheidenen Stadt war. Im Juli 1651 machten sich drei Neffen des Freiherrn auf, um den berühmten Oheim in Wien zu besuchen. Sie hießen alle Felix Schund, versahen sich überdies mit drei gleichen Pferden und ganz gleicher Ausrüstung. In Jngolstadt wurden sie angehalten, weil man hinter den drei Felixen irgend einen Betrug vermutete; sie konnten jedoch ihre Verwandtschaft zu dem Freiherrn von Schwarzenhorn nachweisen, worauf man sie ziehen ließ mit der Bitte, auf der Rückreise wieder vorbeizukommen. Das taten sie und erfreuten sich nun eines trefflichen Empfanges. In der Kaiserstadt ließ ihnen der Freiherr, obschon er sich damals nicht sehr guter Gesundheit erfreuen durste, die beste Ausnahme angedeihen; vier Wochen lang hielten sie sich dort auf, ließen sich von ihrem Oheim die Sehenswürdigkeiten zeigen und schieden, reichlich von ihm beschenkt mit neuen Pferden, Kleidern, seidenen Tischtüchern und anderem. Die drei Felix Schmid, welche die Ueberbringer der Glückwünsche des Steiner Rates an den großen Mitbürger gewesen waren, brachten von diesem wiederum ein Schreiben zurück, in welchem er für die Wünsche dankt und der Vater- 15 stadt seine Dienste anbietet, falls sie dieselben gebrauchen könnte. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir auch, daß Freiherr Schmid verheiratet war (mit Helena Feldner s von Feldeck), zwei kleine Töchter hatte und gerade damals weitere Nachkommenschaft erwartete? Doch schenkte ihm das Schicksal keinen Leibeserben; drei männliche Nachkommen starben in frühester Jugend, und so sah er sich genötigt, sich nach einem Verwandten umzusehen, dem er Titel und Würden dereinst übertragen könnte. Die Wahl fiel auf den Sohn eines Bruders, Hans Heinrich Schmid zum Schwarzen Horn, damals Mitglied des Rates und Stadt- ' Hauptmann von Stein. Durch ein neues Diplom Kaiser ! * Leopolds I. vom 5. August 1658^ ließ der Freiherr diesen Neffen zu seinem Nachfolger im Adel bestätigen; gleichzeitig wurde seinem Wappen „zu einer absonderlichen Bedeutung des anno 1650 im Namen Ferdinands III. mit dem Türkischen Kaiser geschlossenen Friedens" noch hinzugefügt ein dritter offener adeliger Helm „mit einer bis auf die Gürtel Hervorsteigenden Diana, welche von vornen ob der Stirn den halben Mond, am Rücken in einem hervorstehenden Bogen Köcher und Pfeil, in der rechten Hand das schwarze O Horn, als blasend im Mund, in der linken aber einen Oliven-Ast hält." Aus dem Horn gehen die Worte: -lunetum ^guila.6 nürars vraeonem. ! In dem Briefe, durch welchen dem Steiner Stadthauptmann sein Glück verkündet wird, bemerkt Freiherr von Schwarzenhorn allerdings, daß in Zukunft das Handwerk sich mit dem Ritterstande nicht werde vereinigen lassen; auch erklärt sich der Oheim außer Stande, seinem Neffen die Mittel zu verschaffen, damit er ritterlich leben könne, 16 „weil ich meine Fräulein Töchter, welche in diesem Land gebohren, so versehen muß, daß sie Freyherren heyrathen können; und so ich dieses will vollziehen, gehet mein weniges Vermögen ganz drauf." Für die Stadt Stein mag die Schlußbemerkung weit interessanter gewesen sein: „Den Herrn Vetter bitte ich. gesummten Löbl. Rath in meinem Namen zu grüßen und demselben anzudeuten, daß nicht nur mein Ebenbild, sondern zu ewiger Gedächtniß ein curiöses Trinkgeschirr, dergleichen in der Christenheit keines zu finden seyn wird, ich der Stadt Stein verehren werde." ^ Nach dieser Nachricht vom 20. Dezember 1659 mag die Erwartung in Stein aus's höchste gespannt gewesen sein, bis Sonntags den 7. Oktober 1760 Freiherr vonRehling, der Schwiegersohn des Freiherrn von Schwarzenhorn/o eintraf und dem Rate einen kostbaren Pokal, das Bildniß des Freiherrn, zwei Diplome über das Geschlecht der Schmid und einen Brief überbrachte. Rehling kam mit etlichen Kavalieren in einer Kutsche und wurde mit Losbrennung des Geschützes empfangen. Der Eintritt geschah beim Untertor und auf beiden Basteien wurde Salve gegeben. Zweihundert Schüsse wurden bei diesem Einzüge abgefeuert. Der Freiherr wohnte im Wirtshause zur Sonne. Montags den 8. Oktober gaben Bürgermeister und Rat auf der Herrenstube eine Mahlzeit; dabei wurde auf Burg mit zwölf Kanonen und am Steckenmarkt ebenfalls mit zwölf Kanonen gefeuert. Eine zweite Bewirtung fand am folgenden Tage statt, worauf der Gefeierte unter dem Donner der Geschütze zu Wasser nach Ermatingen abreiste. Das Schreiben an die „Woledlen, Hochgeachten, Wol- weisen Herren Bürgermeister und Rath der Stadt Stein 17 am Rhein", welches Freiherr von Rehling überreichte, ist in mehr als einer Hinsicht ein Beweis der edlen Gesinnung, von welcher Freiherr von Schwarzenhorn beseelt war.^ Nach einer einleitenden Betrachtung ruft er aus: „O wunderbare Anschickung Gottes! Wie und was Gestalt hätte ich sollen finden zu meinem Glück den Weg, wenn nicht meines Vaters sel., des Herrn Hans Felix Schmid zum Schwarzenhorn, gewetzten Stadthauptmanns zu Stein am Rhein, noch zu früher Hintritt, und so viele andere Trübseligkeiten, welche dergleichen Todesfälle nach sich ziehen, zu meinem Glücke und der Ehre, wornach ich gestrebt, meine zwar traurige Anfänger, aber tröstliche Wegweiser gewetzt wären!" Mit kurzen Andeutungen erwähnt er seine Schicksale vom neunten Lebensjahre bis zur Gegenwart, und fährt dann fort: „Wo könnt ich mich bei der Welt entschuldigen; oder was würde man von mir halten, wenn ich sollte benehmen und mir zueignen die Ehre, welche meinem Vaterlande gebühret! Frau Elisabeth, vom edeln Geschlecht der Hyrus, hat mich ehelich gebühren zu Stein am Rhein, allwo von dort ich hab empfangen das Leben, und von dieser Stadt die erste Ehre, worauf alle andern, die ich nach und nach erworben, glückselig gebauet; derowegen bin ich auch schuldig, unablätzlich dieß Ort zu ehren und zu lieben." „Wie gern vor meinem Ende nur auf etliche Tage mein liebes Vaterland ich besucht, und der Stadt Stein das versprochene Gedenkzeichen selber meinen insonders günstig und Hochgeehrten Herren überantwortet hätte; so haben doch auf mein gehorsamstes Ansuchen Ihr Kaiser!. Maj. wegen alhand mir obliegenden hochwichtigen Geschäften, auch in Ansehung meines hohen Alters, gnädigstes 2 18 Bedenken getragen, der Zeit eine so weite Reise mir zu erlauben; muß derowegen bessere Begebenheit erwarten." Nunmehr empfiehlt er seinen Schwiegersohn freundlicher Ausnahme und erklärt, er werde die verheißenen Geschenke überbringen: „Das erste ist ein von gegossen und getriebenen Bildern gar künstlich gemachter silberner Becher, aus- und inwendig verguldt, daran mein jetziges Freyherrliches und meiner Frauen Gemahlin Wapen auf pures Gold geschmelzt. Die auf diesem Geschirr gestochenen Reimen (von mir dem Verdienenden, als ein unwürdig Mitglied der Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaft, gedichtet^) kommen absonderlich mit, auf gelbem Atlas gedruckt, damit man solche süglicher lesen könne. Zum Zeichen wahrer Treu und beständiger Liebe gegen meinem Vaterland verehre und schenke ich dieses Trinkgeschirr der Stadt Stein am Rhein zu immerwährender Gedächtniß; dergestalten, daß solches Geschirr itzt inskünftig, und für und für, bey dieser Stadt, so lang da rinnt der Rhein, soll verbleiben, und von dem Löbl. Stadt-Rath in allen ihren Freudenfesten, so oft es Demselben beliebt, gebraucht werden solle." Ein besonderes Benützungsrecht wird der Familie Schmid eingeräumt. „Das andere Stück bestehet in einem künstlichen Ebenbild, gemahlet von dem berühmten Mahler Nicolaus von Hoi^, in denen Kleidern, wie im Jahr 1651 als Kaiser Ferdinandi III. gevollmächtigter Abgesandter vor dem Sultan Mehemet ich erschienen." Endlich erwähnt der Freiherr, daß er zwei Adelsdiplome für seinen Neffen beilege, und spricht die Hoffnung aus, die Stadt werde Alle seines Geschlechtes stets unter treuen Schutz nehmen. Zum Schlüsse empfiehlt er sein geliebtes 19 Stein der Obhut des Allerhöchsten. Das Schreiben ist datirt vom 10. Juli 1660. Die Stadt Stein hat die Geschenke ihres berühmten Mitbürgers nun schon 230 Jahre lang gewissenhaft verwahrt und ganz nach den Bestimmungen des edlen Gebers verwendet. Das Gemälde des Freiherrn Johann Rudolf Schmid von Schwarzenhorn ziert noch heute die stylvolle und mit überaus kostbaren Glasmalereien geschmückte kleine Ratstube, während die beiden Adelsbriefe in dem feuer- sichern, wohlgeordneten Stadtarchive niedergelegt sind. Erregen schon die angehängten tellergroßen kaiserlichen Siegel und die prachtvollen Einbände das Erstaunen des Beschauers, so wird er durch die fein ausgeführten Wappenmalereien, das schöne Pergament, die wundervolle Schrift noch mehr gefesselt werden. Es sind Schaustücke, wie man sie nicht allzu häufig findet. Besonders stolz aber ist Stein auf „das curiöse Trink- geschirr", den stattlichen, wohl 80 em hohen Becher, der seit zwei Jahrhunderten an manchem Feste geglänzt hat. Den Fuß bilden die Gestalten der drei Sultane, mit welchen Freiherr von Schmid verkehrt hat; sie tragen das Gefäß, auf dessen Außenseite in getriebener Arbeit dargestellt ist, wie Schmid von Schwarzenhorn zur Audienz vor dem Sultan erscheint. Auf dem Deckel thronen die Gestalten der drei Kaiser, unter denen Schmid gedient: Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold I-; im Innern findet sich das freiherrliche Wappen und dasjenige seiner Gemahlin. Freie Stellen der Außenseite zeigen ein Gedicht, das den wunderbaren Lebenslauf des Gebers und Dichters skizzirt. 20 Reimen Auff den Silber-Vergulten Künstlichen Becher, So der Stadt Stein am Rhein von einem der Hochlöbl. Fruchtbringenden ^ Gesellschafft Mitgenossen Dem Verdienenden Zur ewigen Gedächtnuß verehrt wirdt. Der Stainm zum Schwartzenhorn der Edlen Schmiden war In seiner ersten Blüe vor Siebenhundert Jahr, Wie noch zu Stein am Rhein anzeigen alte Zeichen. Viel hat erlöscht die Zeit, vor welcher all's mueß weichen. Ein altes Wapen zwar ist nur ein eitler Pracht, Wann man nicht hat darbey das, was recht Edel macht. Wie viel seynd deren, die ohn Müh den Adel erben. Der Eltern Ehren-Zier verduncklen und verderben! § Der Himmel würckt und giebt viel Gaben der Natur, Wann diese wegen Schild und Helm ihr Recht verluhr. Was hätt von manchem Stamm ein Fürst wol zu gewarten? Wo wär der underscheid von grob- und edlen Arten? , Der Adler und der Drach bedeut't in meinem Schildt, Zwey mächtig große Reich, durch meine Müh gestillt. ' Der Kayserliche Hof, die Ottomannisch Porten, Die wissen um mein Thun, und wie an beyden Orten, Als ich Bottschaffter war, gehandlet und gelebt, Und auch warum man mich in Herrenstand erhebt. Am schönsten Ort der Welt, deßgleichen nicht zu finden, « Wo gegenüber baut in Calcedon die Blinden, Hab ich drey Kayser'n dient, und drey Sultan gekeimt, All' sechs auf diesem Gschirr mit Namen seynd benennt. Wann dise sich gezanckt, so hab ich sie entschieden, Und beyde Reich erfreut mit neu vermehrtem Frieden. Ich komm in's Vatterlandt durch meine Verß im Geist, Und zeig an Dienst die ich der Christenheit geleist: j . Dem Weisen Rath zu Stein, wo ich die Milch gesogen, « Verehr ich diß Geschirr, mich hat dazu bewogen Die Lieb, von der diß soll ein ewigs Zeichen seyn. Und bleiben bey der Stadt, so lang da rinnt der Rhein. , 21 Bey jedem Freudenfest, so offt der Rath beysammen, Empfehl ich die noch seynd von meines Stammens Namen; Gott geb uns allen Fried, und meinem Herrenstandt Die Gnad, daß er zunemm, Ehr hab im Vatterland! Wer redlich durch sein Witz kan Ehr und Gut erwerben. Und läßt aufs Erden Ruhm, der thut unsterblich sterben. 1. R. I'. V. 8. (d h. Johann Rudolf Freiherr von Schwarzenhorn.) Mag der poetische Wert der Schmid'schen Dichtung dem modernen Geschmacke auch etwas zweifelhaft erscheinen, so wird der kompetente Beurteiler doch sagen müssen, daß im 17. Jahrhundert Poesien bewundert wurden, die ganz entschieden unter derjenigen des Freiherrn von Schwarzenhorn stehen, und vor allem wird man die Gefühle hochachten, die aus diesen Versen sprechen. Uebrigens muß Schmid, trotz des Mangels eingehenderer Nachrichten hierüber, sich öfters im Dichten erfolgreich versucht haben; denn er wurde, wie bereits angedeutet, als Mitglied der berühmtesten poetischen Gesellschaft jener Zeit, der Weimarer Fruchtbringenden Gesellschaft oder des Palmenordens," vorgeschlagen und am 9. Februar 1657 wirklich aufgenommen, wobei ihm der Name „der Verdienende" beigelegt wurde. Er hatte nämlich, hiezu aufgefordert, im Wintermonat 1656 ein Klinggedicht oder Sonett auf den frühen Tod Friedrichs, Herzogs zu Sachsen, Jülich, Eleve und Bergen, verfaßt und aus dem Dankschreiben, welches der Vater des Verstorbenen, Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, unter oben genanntem Datum an Schmid richtet", vernehmen wir, daß es schon früher Absicht des Ordens gewesen, den einflußreichen Diplomaten unter die Zahl der Mitglieder einzureihen. Derselbe Mann, dem vom Herzoge der Auftrag 22 zu Teil wurde, den Freiherrn von Schwarzenhorn in den Bund einzuführen, Johann Wilhelm Freiherr von Stubenberg, im Palmenorden „der Unglückselige" genannt, hat den Schmid'schen Becher ebenfalls mit einem Gedichte begleitet, welches heute noch auf dem Rathause in Stein am Rhein gezeigt wird, das aber entschieden schwülstiger ist als dasjenige des edlen Gebers." Da der Quell der Poesie sich so reichlich über die beschenkte Stadt ergoß, durfte sie selbst nicht stumm bleiben, und weil sich in ihren eigenen Mauern gerade kein geschickter Verseschmid befand, wandte sie sich wahrscheinlich nach Zürich um Hilfe. Johann Wilhelm Simler, früher Pfarrer in Herrliberg, damals Inspektor am Alumnat, bestieg bereitwillig den Pegasus und sang den gewünschten Dank in schwungvollen Versen." In seine Dichtung flocht er den Wunsch, der Freiherr möchte seine alte Heimat noch einmal aufsuchen. Ernste Ereignisse sollten diesen Wunsch, den Schmid selber lebhaft teilte, in baldige Erfüllung gehen lassen. Seit dem Jahre 1661 hatten die Türken wiederholt versucht, Streit mit Oesterreich anzufangen, und im Jahre 1663 brachen die Feindseligkeiten offen los. Der Verlust von Neuhäusel in Ungarn und das rasche Vordringen der Feinde riefen in Oesterreich panischen Schrecken hervor. Angsterfüllt wandte sich der Kaiser nach allen Seiten um Unterstützung. Auch die Eidgenossen sollten zur Bekämpfung der heidnischen Eindringlinge behilflich sein. Wer war aber geeigneter, die Schweizer für Oesterreich zu gewinnen, als Freiherr Schmid von Schwarzenhorn, selbst ein geborner Schweizer? Trotz seines hohen Alters nahm er die Mission auf sich 23 und reiste zu Anfang des Jahres 1664 in Begleitung seiner Gemahlin nach seinem ursprünglichen Vaterlande. Von Ravensburg aus richtete er ein Schreiben an den Vorort Zürich," in welchem er den Grund seiner Reise darlegt und um Einberufung einer außerordentlichen Tagsatzung bittet. Gleichzeitig (am 22. Februar 1664) meldet er auch dem Bürgermeister und Rat der Stadt Stein, daß er auf seinem Wege nach Baden im Aargau seiner Vaterstadt einen kurzen Besuch abzustatten gedenke." Und in der Tat hielt der Würdenträger schon am 27. Februar in einem mit sechs Pferden bespannten Wagen zu Stein seinen Einzug. Mit ihm war seine Gemahlin, sein Schwiegersohn. Freiherr von Rehling, der Stadtschreiber von Wien, ein Hofmeister, ein Sekretär und vier Bediente. Die ganze Bürgerschaft Steins stand unter den Waffen, der Donner des groben Geschützes ertönte, als der Freiherr sich der Stadt näherte. Er wurde in seinem Geburtshause einquartiert, und nichts unterließ man, um ihm die höchsten Ehren zu erweisen. Leider fehlen in dem sonst so reichhaltigen Archive der Stadt Stein gerade die Ratsprotokolle jenes Jahrzehnts, so daß wir nur aus Quellen zweiter Hand^ vernehmen, wie gerührt der Greis über den Empfang war. Er weinte vor Freude bei dem Gedanken daran, wie arm und elend er vor 65 Jahren seine Vaterstadt verlassen und wie angesehen und mächtig er jetzt zurückkehre. Bei der Tafel war Freiherr von Schwarzenhorn überaus liebreich und gesprächig; als man ihm den Pokal anbot, den er der Stadt geschenkt, trank er die Gesundheit des Kaisers, worauf die Herren von Stein die Gesundheit des Magistrats voll Zürich, des kaiserlichen Gesandten, seiner Gemahlin und endlich aller 24 dreizehn Orte der Eidgenossenschaft ausbrachten. Bei jedem Trinkspruche wurden sechs Kanonen losgebrannt. Aus gewöhnlichen Gläsern folgte die Gesundheit des Bischofs von Konstanz, der Aebte von St. Gallen und von Ein- siedeln und des Magistrates von Stein. Der Freiherr gehörte der katholischen Kirche an, daher begab er sich Sonntags mit einer kleinen Begleitung nach Oehningen zur Messe; daneben verkehrte er auch aufs freundlichste mit dem reformirten Pfarrer Heidegger in Stein. Schmerzlich war für Schmid die Trennung von der alten Heimat; doch rief ihn die von Zürich einberufene außerordentliche Tagsatzung auf den 2. März (12. März neuen Stiles) nach Baden. Er fuhr auf dem Rheine nach Schaffhausen, wo vom Unnot die Geschütze donnerten, als sein Fahrzeug sich der Stadt näherte. Drei Mitglieder des Rates empfiengen ihn und geleiteten ihn zum Gasthofe, wo er vom regierenden Bürgermeister und acht Ratsherren „complementirt, vergesellschaftet und gastfrey gehalten" wurde. In Baden wohnte der Bevollmächtigte des Kaisers im Löwen. Erst am 4. (resp. 14.) März erlaubte ihm seine Gesundheit, sich von den sechszehn Gesandten (dreizehn von den XIII Orten, drei von Zugewandten) zur Session abholen zu lassen. Er erschien in ungarischer Tracht in schwarzem Sammet; wegen Unpäßlichkeit mußte er jedoch durch einen Sekretär seine Proposition vorlesen lassen. Nach Vorlegung seiner Kreditive geleitete man ihn feierlich in die Herberge zurück. Die Wünsche des Kaisers — Stellung von Mannschaften und Lieferung von Pulver — wurden indessen nicht ohne weiteres gewährt. Man fand, „daß 25 Mannschaften in eigenen Kosten zu stellen viel Bedenkliches habe"; dagegen wurde beschlossen, 1000 Zentner Schieß- pulver zu liefern, die in Schaffhausen in Empfang zu nehmen seien. Eine erste Lieferung von 500 Zentnern auf bevorstehenden Mai wurde auf die einzelnen Stände und Vogteien verteilt; das Fehlende sollte später vom Vororte Zürich auf die Stände verteilt werden, „falls der Türkenkrieg Fortgang hätte."^ Freiherr von Schwarzenhorn scheint diesen Entscheid nicht in Baden abgewartet zu haben, da er wichtiger Geschäfte wegen nach dem Reiche zurückeilte.^ Das Schreiben der Tagsatzung, in welchem man ihm mitteilte, daß man wenigstens teilweise auf das Begehren des Kaisers eingegangen, blieb unglücklicherweise liegen, so daß der Gesandte erst am 19. Juni 1664 durch einen Brief von Augsburg den Dank für das Gewährte ausdrücken konnte.^ Gleichzeitig entschuldigt er sich wegen der verspäteten Antwort. In Wien wurde der kaiserliche Botschafter zum Danke für seine erfolgreiche Mission mit Gnaden überhäuft, denn die Lage im Osten des Reiches war überaus ernst und daher jede Hülfeleistung von großem Werthe. Schon befürchtete man in der Kaiserstadt das Schlimmste, als am 1. August 1664 der glänzende Sieg MontecuculLs bei St. Gotthard an der Raab für das Reich eine günstigere Wendung herbeiführte. Nun waren Friedensverhandlungen möglich, bei denen Freiherr von Schmid es gewesen sein soll, der die Bedingungen unerwartet vorteilhaft gestaltet habe. Freilich wurde der zwanzigjährige Friede schon lange vor seinem Ablaufe wieder gebrochen. — 26 — Leider fehlen uns Nachrichten über die letzten Lebensjahre des Freiherrn. Er scheint dieselben in Wien verbracht zu haben, denn dort starb er am 12. April 1667. Er wurde in der Kirche unserer Frauen zu den Schotten begraben. Die Leichenpredigt, von v. Florentius Schilling gehalten,^ bietet neben vielen hohlen Phrasen doch noch einige Angaben von Wert. An den Text ,I^6Zatu8 autsrn tläeliZ «Anitas; Ein treuer Bottschasfter aber ist heilsam. Prov. 1, 3" knüpft der Prediger zuerst Betrachtungen über die Türkennot, die wir durch unsere Sünde auf uns geladen, durch eben die Sünde, die uns auch den Tod bringt. „Dieser ungütige, strenge und tyrannische Tod ist in dem Frühling, den 12. April in diesem lausfenden 1667. Jahr ungütig, streng und tyrannisch umbgangen mit weiland... dem Freyherrn von Schwartzenhorn." Nach weitläufiger Aufzählung der Verdienste deß Dahingeschiedenen erfahren wir, daß eine Lungenkrankheit seinen Tod nach nur zehntägigem Leiden herbeigeführt. „Als ich zum öftern gefragt, ob er die Welt Mittels des Todtes auch gern verlasse? antwortet er, ja, mit dem Zusatz: es ist doch nichts aus dieser Welt... Freyherr von Schwartzenhorn ist zweisfels- ohn ein Ritter des Himmels worden, dann den 12. dieses Monats Aprilis ist er umb 6 Uhr auf den Abend in Todszügen gefallen, und umb 11 in der Nacht seelig verschieden." Besonders hervorgehoben wird des Freiherrn „Beredsamkeit und schöne, alte hochteutsche Sprach, insonderheit in der Poesia", und der Leichenredner verdankt diesem Talente persönlich eine kleine Förderung. „Als ich vor Jahren ein Merck von unterschiedlichen über hochadeliche Personen geschehene Leichpredigten, in den Druck habe verfassen und 27 ausgehen lassen, mit dem vorgesetzten Titul, äu1ei8, das ist: Je länger je lieber, hat unser verdienende Freyherr von Schwartzenhorn mich mit seiner zierlichen Poesia auch gewürdigt, geehret und also geschrieben: „Hab Leser diß Blümel je länger je lieber In Ehren: macht fröhlich die Augen, auch trüber. Die Wurtzel zwar bitter, den Menschen doch gesund, Im Käuen zerbissen, wird lieblich im Mund. Das hohe Wort Gottes viel werther und süßer, Ein krancke Seel labet, und leitet den Büßer, Zu Heiligen, die weisen zum Himmel ein Steg, Den Christus ist gangen, dann änderst kein Weg." Und endlich schließt Schilling mit dem Wunsche, man möge dem Freiherrn folgende Grabschrift setzen: „Hie ligt Johann Rudolf, Freyherr von Schwartzenhorn, Der Christenheit von Gott und Kayser auserkorn: Sein anvertrautes Amt hat er löblich vollbracht. In Kaysers Diensten Gott und Kayser stäts betracht: Drumb er ein Ehrn-großen Nam allhie gewonnen. Und dort hoffentlich, der Seelen-Cron bekommen." Ob der Vorschlag des Predigers befolgt worden, wissen wir nicht; alle Nachforschungen nach dem Grabe des Freiherrn von Schwarzenhorn in der Schottenkirche zu Wien sind erfolglos gewesen;^ der treue Diener des Reiches scheint am Schauplatze seiner glänzenden Wirksamkeit vergessen zu sein, während die Heimat, zumal die Vaterstadt, bei ihren Festen gerne des Mannes gedenkt, der aus eigener Kraft von bescheidener Herkunft zur höchsten Ehre emporgestiegen ist und dabei in treuester Liebe an der Stätte seiner Geburt festgehalten hat?6 Anmerkungen. ' Zürcher Stadtbibl. XXV, 1396. 7. 2 Wird erwähnt im Adelsbriefe des Freiherrn Ioh. Rudolf Schmid von Schwarzenhorn. 5. Mai 1647. Steiner Stadtarchiv. ^ Das Gedicht, welches die Sitten jener Zeit in nicht eben günstiger Weise widerspiegelt, trägt den Titel: „Ein rechte, Ware, und gar richtige Antwort, aufs die allgemeine Frag, was die fürnembste Ursach sey, das es zu disen Letzten, betrübten und gar gefehrlichen zeiten, in der Welt so grausam schrecklich und erbärmlich zugehet." Die Antwort des Schulmeisters Johann Nussigk weist zunächst darauf hin, daß die Menschen das Wort Gottes verachten: Erstlich den Waren Gott allein Sollen wir Menschen fürchten rein. Statt dessen verehren wir Geld und Reichtum und schänden den Namen des Allerhöchsten. Auch findt man große Zauberey Unter den Leuten mancherley. Infolge davon vermehren sich die Abtrünnigen und Sekten, Kirche und Predigt werden verachtet und vernachlässigt. Von den Edelleuten klagt der Dichter: Wenn sie ein mahl im viertel Jahr Zur Kirche geht, die Edle schar. Und wollen auch eins hören betn, Mit Waffen kommen sie getretn. Trotzig und frech, in stoltzem Pracht, Als giengen sie zu einer Schlacht. 29 Und wenn sie kommen in die Banck, So wirdt ihn die zeit und weil lang. . Wolten lieber zu Tische sein. Und in sich gießen Bier und Wein. .Ihr Hundt und Pferdt sie lieben mehr, Denn ihren Pfarherrn sampt der Lehr. Der junge Mann, der die Predigt noch etwa besucht, ist nur darauf bedacht, daß ihn die Jungfrauen in seinem Sonntagsstaate bewundern, Desgleichen auch der Jungkfraw viel Füren ein solches Affen spiel. Zuvor sie für ein Spiegel stehn, Wenn sie wollen zur Kirchen gehn. .Und wenn sie denn gefertigt sein. Geziert mit schönen Kleiderlein, Sie seuberlich zur Kirch spatziern, Gott weiß was sie da speculiern. .Ihr Euglein Iahn sie umhergahn Und sehen nur irn Bulcn an. Frauen und Weiber kommen nur zum Gottesdienste, um sich gegenseitig durchzuhecheln: Kein Weib lassn sie für sich gähn, Sie hengen ihr ein schlappen an. Die erst die hat ein faulen gang. Der andern ist die Naß zu lang. Der Dritten ist der Mundt zu fahl, Der Vierten seind die Schuch zu schmal. Reiche und Arme, Handwerker und Bauern sind gleich nachlässig im Anhören des göttlichen Wortes; am traurigsten aber ist es, daß sogar Geistliche durch rohes Betragen Anstoß erregen. Der Eine macht sich in der Schenke gemein. Treibt kurtzweil, und sonst viel geschwenck. Springt über Sidel, Tisch und Benck; der Andere strebt nur danach, durch sein Amt Geld zu gewinnen; ein Dritter bringt seinem Stande durch seine Unwissenheit Schande. Denselben Lastern und Fehlern sind die Lehrer verfallen, die in Rohheit und Ignoranz dahinleben. Darum kennen auch die Schüler den Weg der Tugend nicht und wandeln aus verderblichen Pfaden, und was sie 30 in der Jugend im Kleinen begonnen, das treiben sie als Studenten im Großen: Ihr beste kunst ist Lauten schlagn, Und bey der nacht gassatum gähn. Den Bürgern stürmen Hoff und Hauß, Und werffen alle fenster auß. Mit halben Wägen ummher fahrn, Kein Gelt zu pracht und Hochmut sparn Ja Spieln, und Buln, auch sauffen sehr Das ist solcher Studenten Lehr. Zum Schlüsse entschuldigt sich der Dichter, daß er so offen und frei gesprochen; wohl möge sich hie und da einer getroffen fühlen, aber er könne ihm nur raten: Er nem es an und besser sich. Er schelt auff sich, und nicht aufs mich. Zürcher Stadtbibliothek XXV, 1396. 9. Vgl. Bächtold, Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz. Anmerkungen pA. 132. Frauenfeld 1890. * Wahrscheinlich ist Eisenbach bei Eberfingen an der Wutach gemeint. 5 Dat. 4. April 1650. I. C. Füeßlins Geschichte der besten Künstler in der Schweiß. Bd. I, 89. Zürich 1769. b Zinkeisen, Geschichte des osmanischen Reiches in Europa. IV. Teil, MA. 813. Gotha 1856. ? Füeßlin, 1. e. pa§. 100. b Ibiä. pUA. 108. d Ibiä. pUK. 117. 'o Die erste Tochter, Maria Anna, heiratete Johann Maximilian L 8kuu, kaiserl. Hofkammerrat; die zweite, Polyxena, war vermählt mit Ferdinand Freiherr von Rehling, zu Hayn und Kutziskoffen. " Stadtarchiv Stein a'RH. und Füeßlin, 1. e. psZ. 120. " S. pa§. 21. ^ Niklaus van Hoje oder Hoye geb. zu Antwerpen um 1626, gest. zu Wien 1710; als Kupferstecher und Zeichner ziemlich bekannt, weniger als Maler. In Wien befinden sich mehrere von ihm gemalte Schlachtenbilder. 31 " Der Zweck solcher Vereinigungen war, die deutsche Sprache vor dem Eindringen fremder Elemente zu schützen und die heimische Literatur, ganz besonders die poetische, zu fördern. Die Fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmenorden wurde am 24. August 1617 gegründet und hat es bis 1680 auf 890 Mitglieder gebracht. An seiner Spitze standen von 1617—1649 Ludwig von Anhalt; von 1651—1662 Wilhelm von Sachsen-Weimar; von 1667—1680 Herzog August zu Sachsen. Unter Nr. 666 finden wir Johann Rudolf Schmid, Freiherr von Schwarzenhorn, wie es scheint, der einzige Schweizer, der in diese Gesellschaft aufgenommen wurde, nach Goedeke, Grundriß III^ 6 der „Verdiente" genannt, während er selbst sich überall als der „Verdienende" anführt; unter Nr. 500 (1648) Johann Wilhelm, Freiherrn von Stubenberg, den Unglückseligen. Vgl. Bächtold, Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz, pZ. 449. ^ Füeßlin, 1. e. puZ. 147. 'b An die Löbliche Statt Stein am Rhein, Alß der Wolgeborne Herr, Herr Johann Rudolfs Schmied Freyherr von Schwartzenhorn Röm: Kay: May: würcklicher Hofkriegsraht, gewetzter Bottschaffter an die Ottomannische Portten, Herr zu S. Margaretha an der Wien, u. a. w. selbige mit einem köstlich- und zierlichem, seine der ganzen Christenheit hochersprießliche, dahero billich ewig ruhmbare Tahten vorstellendem künstlichen Gedächtnußtrinkgeschirre begaabt. Bey freydiger Glükkwündschungs Zuruff, dessen Mittgesellschaffters ) In der Fruchtbringenden Gesellschafft:! des Unglükkfeligen. Der Bürger ziert die Statt, die Statt den Bürger nicht, Hätt dich auch Jthaka gerühmet das Gerücht, Ohn des Ulyßes Wehrt; Rom selbst wär wol geblieben, Das erste Winckel Näst, Von Räubern und Dieben, Wan nicht so mancher Held, so mancher kluger Mann, Der drauß entsprossen ist, die Ehr Ihm angethan, Die es schon lang gehabt, Nunmehr doch gantz verlohren, Sint der Einwohner drinn gantz änderst ist gebühren. Man schau was nellers an, Rühmt sich nicht Roterdam Erasmens? Nürnberg schmückt sehr hoch des Dürers Namm, 32 Arezzo sein Petrarch, Opitzens Orpheus singen An Ehren Gipfel nauf das Boberfeld kan schwingen. Und das erkenet auch danckbar ein jede Statt, Die nur ein Körnlcin Saltz der wahren Klugheit hat. Da rührt her der Gebrauch der Ehrnen Bilder Säulen, Durch die Zergänglichkeit, der Mensch sucht zu erwehlen. Die Ihren Bürgeren Sie, aufrichten und was wehr Gelehrte Danckbarkeit erdicht zu deren Ehr. Der Überschrisften Pracht, das Staunn und Stand erheben Und was Berlangen kan Ehrgeitzes Fleiß nachstreben. Wollan mein Stein am Rhein, du hast ein Heimath Kind, In dem dein Raine recht ein Edlen Stein auch findt. Mit dem du woll kaust Rom und Griechenland gleich Prahlen Und jeder Teutscher Statt, die gegenwaage zahlen, Herr Johann Rudolph Schmid, dein Ehmals Bürgers Mann Dich diesen allen gleich, an Ruhme hebt hinan. Er ist der Hercules, der uns den Lerner Drachen, Der Christen Haubt Erbfeind unforchtsam konte machen. Der dessen Mordeinbruch durch seine Witze säumt, Den so viel Taugend osft, geharnischt nit gezäumt. Er ist Ulyßen gleich im reisen und im rahten Der beyder hocher Nutz, gleicht taußendt Römer Thaten, Er ist der seltne Mann, der zweyen Herren recht, Dem Keyßer und Sultan dient gleich beliebter Knecht. Drum dieser Ihn geliebt, alß niemahls keinen Christen, Und jenner Ihn erließt, zu seines Krieges rüsten Rahtgcbern; Oesterreich, Teütschlandes bestes Land, Setzt Ihn mit Hertzenslust, in seinen Herrenstand. Was thustu dann darbey, du die du bist crkohren, Daß in dir solcher Held, zur Welt Ehr ist gebohren. Erzeig ihm alles was dir zeigt die Danckbarkeit, Wormit die Tugendt hat, geehrt die alte Zeit, Lieb Ihn und sein Geschlecht, den Schwartzenhörner Namen, So bleibt Sein und dein Lob, der Nachwelt Tugent-Saamen. ^ Ehrengedächtnus und Danckbezeugung der Statt Stein am Rhein, und deß daselbst verburger- ten wolgeadleten Schmieden-geschlechts; an Wolgeb. Herren, Herren Johann Rudolfs, Freyherren von Schwartzenhorn, Röm. Kays. May. damaligen Hof-Kriegs-Raht, gewesnen Bottschaffter 33 an die Ottomannische Pforten, Herren zu St. Margarethe an der Wien, u. a. w. der Hochl. Fruchtbringenden Gsellschafft wolwürd. Mitgliede: Für verehrte kostbare Present, und anderwer- tige hochersprießliche Verrichtungen. Mit Medusen Zauberhaubt, Plutons Helm, und Mercurs Degen, mit der Pallas Schilt zugleich, brachte nicht so vil zu wegen Perseus vor alten zeiten, alß; ö werthes Stein am Rhein; Dein berühmter Tugendhelde, mit der Zungen nur allein: Billich hast du, Wundergern, vom Gerüchte diß verstanden, daß es einem Heymatkind wol ergeh in frembden landen, Nammens, Johann Rudolf Schmieden, deinem ehmals Burgersman, Der, nach Herren Vatters Tode, minderjährig zog hindan wo Ihn das Verhängnuß führt; wol gewahrend aller fachen, die er auch, zu rechter zeit, wußte recht zu nutz zu machen, so, daß dreyen Teutschen Kaysern, Er mit sonderm Lob gedient, und zugleich mit drey Sultanen, in den Zwisten Sie versühnt, gantzer Christenheit zu gut, sonderbar dem Vatterlande zu der ein und andern Ehr; Jhme selbs zum Herrenstande; wie auch den Nachkommenen vom uralten Schmiedengschlecht, deren einem Er, vor andern, schankte sein erworben Recht. Stein am Rhein ist freudenfoll, daß danahen ist entsprossen solch ein Bürger, dessen Sie, und die Christenheit genossen, Welcher, alß ein edel Kleynod, nicht nur zieret dise Statt sonder ist des Landes Ehre, das nicht seines gleichen hat. Stein am Rhein bedanket sich, höchsten sleißes, alles dessen was vom Herrn von Schwartzenhorn, hargeslossen; unvergessen angenähmer Gegendiensten, nach gebühr und Möglichkeit; warzu sich erwehnte Schmieden auch verbinden jederzeit, die, so noch in Leben seind, und auch die, so folgen werden, Alle werden dankbar seyn, weil der Rhein benezt die Erden; den Freyherren freundlichst bittend, gegen Ihnen, wie bißhar, im Wolwöllen fortzuschreiten, und Sie heimzusuchen gar: Allerseits vom Höchsten Herren, hertzlich wünschend dem Freyherren selberwünschtes Wolergehn: Alles widrig weiche ferren von dem Schwartzenhorner Stammen, daß Er immer grühnend sey, daß Er alt' und nicht veralte; stets außsprossend sich verneu! Johann Wilhelm Siinlers Teutscher Getichten die vierte Autzfertigung. Zürich 1688. Ueberschrifften Nr. 180 xg. 43. 3 34 ^ Zürcher Staatsarchiv. Beziehungen zum Auslande. Deutsche Kaiser 1649—1675." 4. ^ Füeßlin, 1. e. paZ. 134. 2° Füeßlin, I. e. 135. ^ Amtl. Sammlung der ältern eidg. Abschiede. Bd. VI, Abthlg. 1 pLA. 611. Nr. 396. ^ Die Zürcher Abgeordneten, Bürgermeister Hans Heinrich Maser und Stadtschreiber Johann Caspar Hirzel, berichten am 6. März aus Baden nach Zürich, man habe dem Stande große Leistungen zumuten wollen. Dann bemerken sie, Schmid werde über Zürich zurückkehren und im Gasthofe zum Schwert absteigen. In Schaffhausen sei er feierlich empfangen und gastfrei gehalten worden. — Zürcher Staatsarchiv. 2^ Dieser Brief befindet sich im Zürcher Staatsarchiv. ^ Tod ten-G erlist, das ist: Wolgegründte Ehren-Gedächtnuß Hochadelicher Cavalliern, Herren und Frauen, deren Hochadeliches Herkommen, Christlöbl. Thaten und seel. Tod in unterschiedlichen Leich- Predigten mit angenehmen Verfassungen der Welt zum Tugend-Spiegel vorgestellet worden .... von ?. I). Florentio Schilling Sultz- bach 1676. 4°. Darin die 20ste Predigt pZ. 422—440: Treuer Bott- schaffter. Das ist: Ehren-Leichpredig über die hohe Verdiensten und löblichen Wandel, weiland des wolgebornen Herrn, Herrn Johann Rudolffen, Freyherrn von Schwartzenhorn eto. ete.so den 12. Vprilis ^uno 1667 sceligen Todtes verblichen, und bey unser Frauen zun Schotten beygesetzt worden. 2^ Herr Minister Aepli, schweiz. Gesandter in Wien, hat die große Güte gehabt, wiederholt in der Schottenkirche nach dem Grabe des Freiherr» von Schwarzenhorn Nachforschung zu halten, wofür ich ihm hier meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Leider waren seine Bemühungen erfolglos; es scheint keine Spur von einem Denkmale mehr vorhanden zu sein. Ueberdies find bei einem Brande die Gräber- verzeichnisse von 1620—1680 verloren gegangen, so daß jeder Anhaltspunkt fehlt. 2b Am ausführlichsten findet sich die Geschichte dieses interessanten Mannes in dem oft citirten Werke Johann Caspar Füeßlin's: Geschichte der besten Künstler in der Schweiß. Zürich 1769. Bd. I, 82—154. Mit dem Bildnisse Schmid's. — Ein Auszug der 35 Füeßlm'schen Arbeit, ebenfalls mit Bildnis, wird geboten in: Leonhard Meister, Helvetiens berühmte Männer. Zürich 1793. Bd. III, Heft 5, 47—52. — Am 31. Januar 1860 hielt Antistes I. Mezger in Schaffhausen einen öffentlichen, aber nicht gedruckten Vortrag über Schmid, den mir der geehrte Verfasser in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat. Ueber Schmid als Künstler meldet Füeßlin (pa,A. 144): „Was hätte man von einem solchen Manne zu hoffen gehabt, wenn er sein ganzes Leben der Mahler-Kunst gewiedmet hätte, die er so sehr geliebet, und die seine Hauptneigung in zarter Kindheit gewesen, und aus der er (auch unter wichtigen und verdrießlichen Geschäften) noch manche Stunde Vergnügen schöpfte? Die Ueberbleibsel von Zeichnungen, die ich gesehen habe, find mir hierüber sichere Bürgen. Es sind ohngefehr 50 Stücke von seltenen Prospekten in und außer' Constantinopel, alte zerfallene Gebäude, aller Gattung Türkischer Kleider-Trachten; alles mit der Feder gezeichnet und getuscht; etliche sehr fleißig ausgeführt, andere nur entworsfen; unter allen diesen Zeichnungen stand: Joh. Rudolph Schmid von Stain tooit-alles aber mit einem Feuer, Verstand und Keckheit ausgeführt, die dein grösten Mahler Ehre machen würden. Der Besitzer dieser so schätzbaren und seltenen Zeichnungen war Franz Stampart, erster kaiserlicher Hof-Mahler." (geb. zu Antwerpen 1675.) Diese Seite der Tätigkeit des Freiherr» bedarf noch näherer Untersuchung.